Trekking durch Kirgisien – zu Fuß über die Berge im Süd-Westen des Tien – Schan – Gebirges

Vor ein paar Tagen bekam ich eine Nachricht von einem Bekannten: Russland fand er schon sehr ausgefallen, aber Kirgisien……
Ja, dieses mittelasiatische Land bietet seinen Besuchern vor allem unverfälschte, einzigartige Natur und Landschaft weit ab vom Massentourismus, sowie eine sehr gastfreundliche Bevölkerung, die immer noch oder zum Teil schon wieder mit ihren nomadischen Traditionen lebt.
Die Geschichte dieses Landes ist sehr wechselvoll verlaufen bis zu seiner Unabhängigkeit am 31.08.1991.
Wir sind als kleine Gruppe im Westen des Landes zu Fuß im Tien Schan unterwegs gewesen.
Bis heute hat sich der poetische Name , den die Chinesen diesem Gebirge gaben erhalten: Tien Schan bedeutet Himmelsgebirge!
Von Bischkek aus, der Hauptstadt Kirgisiens, unternehmen wir einen Ausflug in den Ala-Arca Naturpark zu einem sehr schönen Wasserfall.
Stark beeindruckt von dieser Eingehtour steigerte sich in der Gruppe die Vorfreude auf das bevorstehende Trekking durch den Tien Schan.
Am Abend im Hotel wurden die letzten Vorbereitungen für das Trekking getroffen – Sachen die nicht benötigt werden, konnten in Bischkek zurück gelassen werden.
In einem recht bequemen kleinen Bus fuhren wir über zwei Pässe zu unserem Startpunkt in der Nähe von Bakay-Ata an den Fluss Urmaral.
Unterwegs gab es reichlich Möglichkeit für kurze Stopps zum fotografieren der fantastischen Umgebung, zum Mittag essen in einem Landes typischen Restaurant und zur Besichtigung des Manas Ordu in der Nähe der Stadt Talas. Es ist die Hauptsehenswürdigkeit in dieser Gegend, die dem Nationalepos der Kirgisen, dem sagenhaften Manas gewidmet ist. Es lohnt sich sehr auch auf den Hügel hinter dem Gebäude des Mausoleums zu steigen: von hier aus kann man wie der Held Manas seiner Zeit weit über das Land blicken und genießt dabei die schöne Aussicht über das Talas Tal so wie auf die umliegenden Berge.
Unsere Zelte schlugen wir am Abend direkt am Fluß Urmaral in einem Wald aus Birken und Erlen auf…..und unser Begleitfahrzeug fuhr wieder zurück nach Bischkek.
Die nächsten Tage wurden ausgesprochen interessant und abwechslungsreich : jeden Tag gingen wir durch unberührte Natur. Hier gibt es keinen Weg, Pfad oder gar Wegweiser. Jedes Tal ist einzigartig! Wir erlebten hochalpine Vegetation, saftige Wiesen und Wälder mit reichlich Pilzen und wilden Früchten. Dann wieder karge, unwirtliche Steinwüste und im nächsten Tal mediterrane Vegetation mit duftenden Kräutern und Blumen die an die Toskana erinnern liesen. Beim durchwandern der scheinbar unendlich langen, von hohen Bergen umgebenen Steppenartigen Tälern und dem Anblick wilder Pferde, kam so richtig ein Dschingis-Khan-Gefühl auf. Abends bauten wir die Zelte an Fluss-, Bach- oder Seeufern auf. Hier bekamen wir frisches Wasser und brauchten uns wirklich keine Gedanken um Verunreinigungen zu machen. Am Abend saßen wir am Lagerfeuer, das uns wärmte. Es wurde im Laufe des Trekkings zum Ritual am Feuer  zu hocken und dabei leckeren Tee zu schlürfen. Sergej, unser Koch bereitete für uns jeden Tag die leckersten Gerichte zu. Für den Tee pflückte er unterwegs Kräuter . Auf dem Speiseplan standen landestypische Gerichte mit saisonalen Zutaten. Selbst “eingefleischte” hochzivilisierte Westeuropäer konnten den schmackhaften Gerichten nicht widerstehen: alles bereitete Sergej für uns frisch zu! Es gab keine Fertignahrung!
Ein Teil unseres Gepäcks, die Zelte und Küchenausrüstung wurde von einer “Brigade” starker Träger transportiert. Sie bestand aus Studenten, die sich in den Semesterferien ihre Heimat anschauen und Geld dazu verdienen möchten. Die Jungs waren “gut drauf”, einige sprachen sehr gut Englisch, und so sind Kontakte rasch geknüpft und Gespräche schnell in Gang gekommen.
Gegenseitige Hilfe und Rücksichtnahme aufeinander waren selbstverständlich in der ganzen Gruppe. Unser Bergführer Sascha hielt “die Zügel” fest in der Hand und verlor in keiner Situation den Überblick über das Geschehen auf dem Weg. Denn oft ging die Gruppe weit auseinander. Sei es um zu fotografieren, die Ruhe zu genießen und einfach mal alleine sein zu wollen, oder weil die “Puste” auf einem steilen Stück ausging.
Sascha hat sehr viel durch seine immer währende gute Laune und Freundlichkeit dazu beigetragen, das diese Zeit sehr harmonisch verlaufen ist.
Mit ihm als Stadtführer verbrachten wir zwei  weitere interessante Tage. Er zeigte uns auf dem Weg nach Osch in der Stadt Uzgen einige sehr alte und bemerkenswerte Baudenkmäler: ein Minarett und drei Mausoleen aus der frühislamischen Zeit.
Osch ist die historisch bedeutsamste Stadt Kirgisiens und sehr alt: ihre Gründung wird laut Legende dem König Salomo, aber auch Alexander dem Großen zugeschrieben……Die Silhouette der Stadt beherrscht ein Hügel – der Tacht-i-Suleyman (der Salomo-Felsen ). Wenn man hinaufgeht, hat man einen sehr schönen Blick über das Ferganatal und die gesamte Stadt. Beim Besuch des Dzayma-Basar von Osch hatten wir zusammen viel Spaß und jeder bekam Gelegenheit hier etwas einzukaufen.
Wer Freude daran hat in dieser grandiosen, unverfälschten Natur unterwegs zu sein in einer weit von unserer Welt entlegenen Gegend auf unwegsamen Gelände, wer aufgeschlossen und tolerant die Kultur und Lebensweise der Menschen in Kirgisien kennen lernen möchte, für den ist diese Tour sehr empfehlenswert.
Fähigkeiten

Gepostet am

20. Juli 2015