Elbrus – Reisen verspricht Erlebnisreisen – und hält sein Versprechen!
Über den DAV buchte ich meinem Freund hinterher eilend Eisklettern in Rauris. Das wollte ich mit ihm zusammen erleben dürfen. Vielleicht etwas voreilig, denn als es um Ausrüstung und Kleidung ging, war ich recht schnell überfordert – die Vielfältigkeit des Angebotes im Wintersportbereich erschlug mich regelrecht. Dankbar sind an dieser Stelle auch die Rat gebenden Seiten der DAV Homepage und vor allem des Veranstalters, Alexios Passalidis.
Auf einem Treffen in der DAV-Geschäftsstelle lernten wir den erfahrenen im Kaukasus aufgewachsenen Griechen kennen, der bei all meiner Aufregung und hektischen Fragerei selbst wie ein Fels in der Brandung wirkte. Seine Lebensgefährtin und Reisebegleiterin Iris machte mir letztendlich mit ihrer optimistischen Ausstrahlung Mut. „Du wirst über dich hinaus wachsen!“
Also machte ich mich Ende Februar fahrgemeinschaftlich mit unserem dritten Kursteilnehmer, perfekt ausgerüstet durch die fachkundliche Betreuung meines Freundes, beruhigt durch das von Kindesbeinen an erlernte Wissen über die Welt der Berge und Eiswasserfälle von Alexios und die aufmunternden Worte und optimistische Ausstrahlung von Iris auf den Weg nach Rauris.
Die Welt der Berge aus wandertouristischer Sicht war mir nicht unbekannt, viele Jahre fuhr ich in die Schweiz oder nach Tirol, doch das Rauriser Tal und der meterhohe, frisch gefallene Schnee, waren dann doch überwältigend.
Im Naturfreundehaus sind wir herzlich willkommen geheißen worden und mieteten nach Beziehen der gemütlichen Zimmer sofort Schneeschuhe, um unsere Umgebung zu erkunden. Nicht einfach mit diesen Ungetümen am Fuß durch den Tiefschnee zu stapfen.
Das war am darauf folgenden Tag dann besonders zu spüren. Der einstündige Aufstieg zum Barbarafall durch den Tiefschnee hat mich echt Kraft gekostet und ich war nach einer halben Stunde strammen Marsch bereits so durchgeschwitzt und außer Atem – und ich bin wirklich nicht unsportlich – dass ich befürchtete, mir würde dann am Ende die Kraft zum Eisklettern fehlen.
Aber wir wurden königlich belohnt! Durch den Ausblick ins Tal, den Anblick der riesigen Eiswand und herrlichen Sonnenschein. Das Eis war beeindruckend – aber auch mit Vorsicht zu genießen. Alexios erklärte uns die Unterschiede der Eisqualität und wie man sie erkennt, worauf man achten muss und was einen erwartet, wenn man beispielsweise in bräunliches oder milchig verfärbtes Eis Eisschrauben setzt.
Alexios stieg vor und richtete uns für den Anfang zwei Toprope-Routen ein, erklärte uns die Klettertechnik und dann ging’s los!
Der Aufstieg war dann vergessen, denn dieses Gefühl im Eis zu klettern war wie, etwas polemisch gesagt, eins mit der Natur sein zu dürfen. Als wenn du mit dem Eis kommunizierst, lässt es dich an einigen Stellen klettern, mit dem Eisgerät rein und halt machen, an anderen Stellen ist es unnachgiebig und erbarmungslos hart und du hast keine Chance. Ohne Gewalt und mit viel Gefühl war es ohne große körperliche Anstrengung ein Nehmen und Geben, ein respektvolles Klettern, kein Bezwingen oder mit Gewalt erkämpfen, sondern ein achtsames Wege und Möglichkeiten Suchen, die das Eis dir bietet.
Am zweiten Tag stiegen wir bei Schneegestöber und mit der ein oder anderen Lawine kämpfend mitunter noch zusätzlich Toprope gesichert selbst vor.
Ich kann nur sagen, dass Alexios und Iris ihr Versprechen gehalten haben – es war eine Erlebnisreise und ich bin über mich selbst hinaus gewachsen – und ich will es jetzt jeden Winter!
Immer noch im Höhenflug, Andrea Häntzschel am 16.03.2014