Als wir am Freitag, den 26.3.2010 in Frankfurt aufbrechen um die Gegend von Petropavlovsk auf der vulkanischen Halbinsel Kamtschatka im Nordosten Sibiriens mit Ski zu erkunden, sind wir gespannt, was wohl auf uns zukommen wird. Natürlich haben wir uns im Vorfeld über Land und Leute informiert und sind voller Vorfreude, alles selbst erleben zu dürfen. Drei Stunden später wartet bereits Alexej, unser Reisebegleiter, bei dem wir diese Tour gebucht haben, in Moskau auf uns. Hier treffen wir auch die anderen Teilnehmer der Gruppe. Mit einem extra für uns bereit gestellten Bus fahren wir ins Zentrum von Moskau zu einer Stadtrundfahrt. Eine deutschsprachige Fremdenführerin zeigt und erklärt uns die wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Besonders beeindruckend ist ein Rundgang durch den Kreml.
Nach diesem ersten, sehr erlebnisreichen Tag fliegen wir weiter nach Petropavlovsk. Schon während des Fluges bekommen wir eine Vorstellung von der unendlichen Weite dieses Landes. Nach dem 9-stündigen Flug erwartet uns im schönen Hotel in Paratunka die erste heiße Quelle zum Entspannen. Am nächsten Tag geht es erst mit dem Bus, dann weiter mit einem Schneemobil zu einer Hütte am Fuße des Vulkans Awatscha, 2741m. Die Landschaft ist kaum mit Worten zu beschreiben: rauchende Vulkane, weitläufige, noch bis in die Tallagen tief verschneite Landschaft, lichte Birkenwälder, blauer Himmel. Nachmittags machen wir eine kurze Eingehtour auf einen kleinen, sich noch aufbauenden Vulkan. Die Besteigung des aktiven Vulkans Awatscha am nächsten Tag ist einfach gigantisch.
Scooter, an die wir uns mit unseren Ski hängen, bringen uns ein Stück näher an den Berg. Die noch verbleibenden 1500 Höhenmeter durch den hohen Pulverschnee sind mühsam, aber sehr abwechslungsreich: tolle Sicht auf andere aktive und nicht mehr aktive Vulkane. Immer wieder wird uns die Weitläufigkeit dieses Landes bewusst. Die letzten 500 Höhenmeter gehen wir wegen Vereisung ohne Ski mit Steigeisen bis zum Kraterrand. Aus dem Inneren des Kraters steigen nach Schwefel riechende Rauchwolken auf, die die Kraterlandschaft bizarr aussehen lassen. Obwohl fast minus 20°C herrschen ist der Boden, auf dem wir sitzen, um eine Pause zu machen, warm. Die Abfahrt ist ein Ski-Hochgenuss im unberührten kniehohen Pulverschnee. Eine Sauna und sehr gutes Abendessen mit Kaviar und Kamtschatka-Wildlachs, zubereitet von unserer Küchenmannschaft, lädt uns mit neuer Energie auf, die wir für den nächsten Tag brauchen werden.
Wir machen uns früh morgens auf den ca. 40 km langen Weg zur nächsten Hütte im Nalytchevo-Nationalpark in der Nähe der „Nalychevskiye Hot Springs“. Das Wetter ist bereits wie die Tage zuvor super. Im ständigen Auf und Ab, über kleine Pässe, am Fuße der Vulkane Awatscha, Korjakski (3456m), Arik und Aag (2310m) vorbei, über Bäche und zum Schluss durch lichten Steinbirkenwald erreichen wir müde aber zufrieden mit uns und diesem wunderschönen Tag Nalytchevo (400m), unser Ziel für die nächsten drei Tage. Baden in den heißen Quellen hilft uns beim Relaxen. Den darauffolgenden Ruhetag verbringen wir, indem wir die Gegend erkunden und immer wieder in den warmen Quellen sitzen. Interessante Exkurse in russische Geschichte und Kultur durch Alexej runden den Tag ab. Bei einer Skitour von hier aus können wir einen Auerhahn im lichten Birkenwald beobachten. Weiter oben in der waldfreien Zone treffen wir auf Bärenspuren, sehen aber leider keine Bären, die ja um diese Jahreszeit noch in ihren Höhlen bleiben; wieder tolle Abfahrt zurück.
Acht Tage sind wir jetzt unterwegs. Weiter geht unsere Tour über den Pass Pinachevsky (1160m) zu einer sehr einfachen Hütte im Pinachevskaya Tal. Hier erwartet uns unser Gepäck. Am folgenden Tag laufen wir das Tal hinunter durch endlosen uralten Birkenwald und über Bäche überspannende wackelige Brücken und erreichen nach ca. 20 km Pinachevo. Von hier aus bringt uns ein Bus ins „Snow Valley“ im Paratunka Tal. Mit der totalen Einsamkeit ist es nun vorbei. In dem angenehmen Hotel gibt es wieder eine heiße Quelle. Von hier aus machen wir noch zwei sehr schöne Skitouren mit tollen Pulverschnee-Abfahrten in der näheren Umgebung; eine davon mit einer Badepause in einer naturbelassenen heißen Quelle.
Die Besteigung des Vulkans Viluchinsky (2173m) ist leider wegen großer Lawinengefahr nicht möglich. Mit dem Bus fahren wir am letzten Tag nach Petropavlovsk ins Hotel Awatscha. Ein Stadtrundgang mit Besichtigung des eindrucksvollen Marktes mit obligatorischem Einkauf von Kamtschatka-Lachs und Kaviar und einem abschließenden Besuch eines hervorragenden Fischlokals (Scampi, Jakobsmuscheln, Kalamares, Lachs, Kaviar,…) runden diese erlebnisreiche Reise ab, bevor es am nächsten Tag nach Deutschland zurück geht.
Monika und Klaus Müller (DAV Sektion Hochtaunus)
Gruppe Skitour auf Kamtschaktka 26.03. – 08.04.2010