Kamtschatka Skitour 2013

Am anderen Ende der uns bekannten Welt, eine halbe Erdumdrehung, elf Zeitzonen von Europa entfernt, liegt eines der faszinierendsten Wildgebiete der Welt – Kamtschatka.

Kamtschatka ist mit ca. 370.000 km² die größte Halbinsel Ostasiens und befindet sich zwischen der Beringsee und dem Nordpazifik  im Osten sowie dem Ochotskischen Meer im Westen. Sie erstreckt sich von Ostsibirien nach Süden; ihre Fortsetzung in Richtung Japan bildet die Inselkette der Kurilen.

Eine 160 Km breite Erdbahn verbindet Kamtschatka mit dem Kontinent im Norden, aber irgendeine Verbindung über das Festland ist unmöglich. In diesem leeren, harten Teil des Jakuten-Landes gibt es keine menschlichen Siedlungen und keine Straßen. 1200 km misst die Halbinsel von Nord nach Süd, 450 km von Ost nach West, sie ist damit so groß wie Frankreich, Belgien und Luxemburg zusammen. Zwei Drittel des Territoriums nehmen Berge ein.

Nur wenige Gegenden dieser Erde sind heutzutage noch so unbekannt und großeflächig unberührt. Die Landschaft ist von den 30 aktiven und 160 „schlafenden“ Vulkanen geprägt. In den letzten 50 Jahren waren zahlreiche Vulkanausbrüche auf der Halbinsel. Neue Berge sind im Laufe einiger Monate entstanden. Einige Vulkane wie Schewelutsch zeigen ständige Aktivitäten mit Lavaeruptionen; viele andere wie Awatscha, Mutnowski, Gorelyj zeigen ihre Aktivität mit Dampfgeysiren. Überall auf der Halbinsel kommen heiße Thermalquellen auf die Oberfläche. Der letzte Ausbruch des Vulkan Ploskij Tolbatschick war im Dezember 2012. Aus dem Krater des Vulkans hat sich der 15 Km lange Magma Fluss ergossen.

Unsere Maschine startet in Moskau und fliegt gen Osten fast elftausend Kilometer nach Petropawlowsk-Kamtschatski – die größte Stadt sowie wirtschaftliches und kulturelles Zentrum der Halbinsel. Von 400 Tausend Einwohnern Kamtschatkas leben 350 Tausend in Petropawlowsk und im benachbarten Städtchen Elisovo. Die restliche 50 Tausend sind in den Dörfern und Siedlungen über die restliche Fläche verteilt.

Wir sind 6 Terkker aus Deutschland, die sich auf diese Reise begeben haben. Um 10 Uhr morgens des nächsten Tages landet die Maschine auf Kamtschatka. Den ersten Tag verbringen wir im Hotel im Kurort Paratunka und treffen letzte Vorbereitungen für unsere Tour. Das Hotel besteht aus einem typischen Plattenbau der Sowjetzeiten und einigen neuen Einzelhäusern mitten im Wald. Bei jedem Haus befindet sich ein Becken mit heißem Thermalwasser. Zum Essen haben wir auf dem Tisch viele Delikatessen – Lachs, roter Kaviar, Krabbenfleisch, Farnsalat. Das gilt aber hier als normales tägliches Essen.

Am nächsten Morgen starten wir in Begleitung einer 4 köpfigen Mannschaft mit dem Allradauto GAZ 66 direkt Richtung Norden. Die Straße ist schnurgerade, allgemein in gutem Zustand. Nur einzelne Strecken in der Nähe von Siedlungen sind mit Asphalt bedeckt, sonst ohne Asphalt. Für 600 Km brauchten wir fast 12 Stunden. Abends kommen wir in der Siedlung Kosyrewsk an. Wir übernachten hier in einem privaten Gästehaus. Sehr hübscher, gepflegter Hof, kleine saubere Häuschen für die Übernachtung und ein echtes sibirisches Dampfbad. Das stimmt uns auf das bevorstehende Abenteuer ein. Am nächsten Tag fahren wir noch 20 Km durch die Taiga. Weithin erstreckt sich ein Teppich aus Preiselberen, Blaubeeren und Pilzen. In den nächsten 8 Tagen gehen wir zu Fuß durch die schöne Landschaft. Wir schlafen in den Zelten, abends sitzen wir am Lagerfeuer. Manchmal schlafen wir in den Hütten, die vom Nationalpark und Vulkanologen gebaut wurden. In dieser ganzen Zeit ist uns kein Mensch begegnet, aber jeden Tag sehen wir Kamtschatkas Braunbären. Diese mächtigen Tiere haben hier keine natürlichen Feinde und im Nationalpark auch keine böse Erfahrung mit den Menschen gemacht. Wann sie uns merken, sie versuchen aus Neugier näher zu kommen und unsere Begleiter schrecken sie dann mit lauten Schreien ab; manchmal haben sie auch Schreckschuss- und Gaspistolen eingesetzt. Immer wieder sehen wir einen Fuchs, aber er ist vorsichtiger und hält Abstand zu unserer Gruppe. Einmal sahen wir sogar Berghammel, die auf Kamtschatka schon selten zu sehen sind. Kleinere Tieren – Ziesel und Murmeltiere sind ganz oft zu sehen und sie kommen furchtlos an die Hütten heran und nehmen das Essen aus der Hand.

Die Landschaft ist atemberaubend. Wir beginnen unsere Tour am Fuß des Vulkans Kopyto (Hufeisen). Unsere Route läuft an den Vulkanen Bezymjannyj (Nameloser), Ovalnaja Zimina“ über den Pass Telud und weiter bis zum Fuß des Vulkans Ploskij Tolbatschik. Wir gehen auch in der Nähe des Vulkans Kljuchevskaja Sopka – der Höchste aktive Stratovulkan der Erde und mit 4750 m der Höchste Berg Kamtschatkas. Alle Vulkane stehen einzeln. Die Wolken bilden oft einzigartige Formen um die Gipfel. An einer Stelle gehen wir durch einen langen und schmalen Canyon. Er ist 4 Km lang, 5-6 Meter, an einigen Stellen nur 1 Meter breit und 5 Meter tief. Im Sommer fließt hier der Fluss, aber im September können wir hier spazieren. Die Endstation unseres Trekkings heißt „Lunochodtschiki“. Aus dem Russischen übersetzt bedeutet das „Mondmobile Fahrer“. Tatsächlich war am Ende der sechziger Jahre hier die Teststation der russischen Mondmobile, welche später auf unseren Satelliten ferngesteuert gefahren sind. Unser Fahrer Viktor wartet schon mit seinem GAZ 66 auf uns. Auf der Fahrt zu uns hat er an einem kleinen Fluss angehalten und in einer Stunde 4 große Lachse gefangen. Einer hatte sogar Kaviar. Unsere Köchin Julja verwöhnte uns mit Kamtschatkas typischem Fischgericht – Ucha.

Noch eine Nacht in Kosyrewsk in einem uns bekannten Gästehaus, und wir fuhren zurück nach Süden. Unsere nächste Etappe führte uns zu den bekanntesten Ausflugsorten von Petropawlowsk – den Vulkanen Mutnowski und Gorelyj. Sie liegen nicht weit von der Stadt und sind von dort aus oft besucht. Auf dem Vulkan Mutnowsk können wir direkt in den alten Krater aufsteigen. Das Bild ist unwahrscheinlich: Neben dem Gletscher stoßen mit Düsenflugzeug Geräuschen Wasserdampfsäulen auf, an anderen Stellen blubbert heißer Schlamm. Dazwischen liegen Fumarolen, es riecht nach Schwefel. Im tiefen Krater des Vulkans Gorelyj eingebettet liegt ein kleiner See mit türkisfarbigem Wasser. Aus den Spalten stoßen die Dampffontänen heraus.

Die Vulkane Korjakskij, Awatscha und Koselskij sind so zu sagen die Hausberge von Petropawlowsk. In 2 Autostunden erreicht man das Gästehaus am Fuß des Korjakskij und Awatscha. Unser Ziel ist der Gipfel des Awatscha. Wir starten ganz früh auf den Gipfel. Über den Gipfel raucht eine Dampfwolke. Bei klarem blauem Himmel sieht das sehr einzigartig aus.Nach 5 Stunden Aufstieg stehen wir auf dem Gipfel des Vulkans, am Rand des Kraters. Vor dem letzten Vulkanausbruch war der Krater eine 500 m tiefe Grube. Danach kam aus der Tiefe glühende Lava. An einigen Stellen ist sie aus den Spalten dem Hang entlang runter geflossen, aber über dem Krater stand sie wie ein erfrorener Seifenschaum oder wie eine versteinerte Wolke. Nach Osten öffnet sich der weite Blick zum Pazifik, im Westen und im Norden sind mit frischem Schnee bedeckte Gipfel des Mittelkammes zu sehen und im Süden erstreckt sich die gigantische Awatscha Bucht mit winzig kleinen Schiffen und Vulkanen Weljuchinskij, Opala und Gorelyj. Solche Aussichten bleiben für immer im Gedächtnis

Am letzten Tag vor dem Abflug haben wir noch einen Ausflug auf das offene Meer gemacht. Am steilen Ufer der Insel Starichkov (so heißen die Vogel, die einst hier gehaust haben) sehen wir ganze Herden der Seerobben, die sich ganz ruhig in der Sonne gebräunt haben. Die Küste und einzeln stehende Felsensäulen erinnern an die Küste Thailands und an die berühmte James Bond Inseln im Indischen Ozean. An einer Stelle hat der Kapitän das Schiff liegen lassen und wir durften angeln. In einer Stunde, hatten selbst solche unerfahren Angler wie ich, drei große Flunder zum Angeben. Ein Taucher besorgt in dieser Zeit vom Ozeanboden Seeigel und der Steward bereitet sie vor und serviert zum Essen. Sie schmecken hervorragend, aber nur wenige Gäste wagen sie zu kosten.

Kamtschatka ist ein unwahrscheinlich attraktives Land mit sehr schönen abwechslungsreichen Landschaften, einzigartiger Tier- und Pflanzenwelt. Das Land bietet beinahe alle mögliche Aktivitäten an: Trekking, Bergsteigen, Rafting, Angeln Tauchen; im Winter Heliski und Skitouren, Hundeschlitten Rennen und vieles anderes. Wer hier nur einmal war, kommt immer wieder zurück.

Kamtschatka – Impression von Puma:

Privet Kamtschatkiies,

wie die Bilder beweisen, war es auch ohne Gipfelbesuch eine eindrucksvolle Reise! Katja und Ralf haben uns inzwischen besucht und Alexey´s Geschenke überrascht entgegengenommen. Die tapfere Katja meistert mit Humor ihr Missgeschick und bewegt sich mit Schiene auf dem Weg der Besserung.

Den Kaviar haben sie gerne verkostet. Ich habe ihn in gefüllter Avocado auf Zitrone serviert. Den Birkenpilz-Teeaufguss haben wir in Erinnerung an Julia, Juriy und Alexey zelebriert. Huberts Rezept mit Kartoffelpuffer und saurer Sahne hat meiner Familie sehr gemundet. So wirkt die Reise noch positiv nach.

Euch wünsche ich nun nachklingende Freude mit dem etwas verbesserten Kamtschatka Song, der nun gerade recht zum 80. Geburtstag von Willie Nelson als kleine Hommage wirken kann.

Do Swidanja

Eure Puma